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Sektion Bergsteigen des SV Motor Sörnewitz

Von 1952 bis Ende 1991 gab es eine Gemeinschaft von Bergsteigern, die beim SV Motor Sörnewitz in einer eigenen Sektion organisiert waren.

Nach dem 2.Weltkrieg wurden durch die Besatzungsmächte viele Vereine und Clubs verboten, so auch der Deutsche Alpenverein mit seiner Sektion Sächsischer Bergsteigerbund. Die dort, als Einzelperson oder Klub, eingeschriebenen Bergsteiger hatten somit keine gemeinsame Organisation mehr. Diesen Bund brauchte man aber für die Bergrettung, die Ausrüstung der Gipfel mit Ringen, Abseilösen und Gipfelbüchern, den Wegebau, die Jugendarbeit, für die Fortschreibung der Kletterführer und so weiter.

 

Eine Möglichkeit, um organisiert und versichert in den Bergen unterwegs zu sein, bestand darin, dass man sich einer der neu gegründeten Betriebssportgemeinschaften anschloss. Die Gründung der Sektion Bergsteigen erfolgte für den SV Motor Sörnewitz im Jahr 1952. Die Gründer und ersten Mitglieder waren Günther Fruhnert und Günther Gommlich. Das genaue Gründungsdatum ist derzeit nicht zu ermitteln. Die jährlichen Stiftungsfeste fanden am 31.Oktober statt.

Die Mitglieder der Sektion waren nicht nur Mitarbeiter des VEB Elektrowärme Sörnewitz, sondern kamen auch aus den umliegenden Orten. Im Durchschnitt sind im Laufe der Jahre bis zu 30 Bergsteiger Angehörige der Sektion. Der übergeordnete Verband für die organisierten Bergsteiger hieß ab 1958 DWBV: „Deutschen Wanderer- und Bergsteigerverband“, 1970 umbenannt in DWBO: „Deutscher Verband für Wandern, Bergsteigen und Orientierungslauf“.

 

Die meisten gemeinsamen Kletterfahrten gingen in das Elbsandsteingebirge. Mit dem Motorrad, dem Auto oder der Eisenbahn fuhr man in das Gebiet der Sandsteingipfel und bestieg diese auf sportliche Weise. Zu den schönsten Touren gehörte es, mit einem Kleinlaster, der auf der Ladefläche ein Zelt trug, in den Großen Zschand zu fahren und dort nach erfolgter Übernachtung in der Wildnis am frühen Morgen kletternd einen Gipfel zu erreichen. Zu den bekanntesten Gipfeln, die erstiegen wurde, gehört die Barbarine im Gebiet des Pfaffensteins. Deren einfachster Weg, eingestuft im Grad VI (von damals VII) erfordert Können und eine gehörige Portion Mut. Kletterfahrten der Sektion führten auch in das Zittauer Gebirge und nach Böhmen.

 

Bei manchen Ausfahrten dabei waren die Heimat- und Naturfreundegruppe Weinböhla, die Kletterklubs Felsensöhne Coswig oder Rübezahl Meißen. In beiden letzteren war Fritz Eske Mitglied. Er gehörte zu den besten Bergsteigern seiner Zeit und kam in einer Lawine am Eiger im Jahr 1967 ums Leben.

 

Die Mitglieder der Sektion konnten ihrer Fähigkeiten auch anderswo einsetzen. Mehrmals Anfang der 1960er Jahre half man beim Ausbessern in großer Höhe des Daches vom Schloss Hirschstein. Im Elbsandsteingebirge arbeiteten Sektionsmitglieder beim Wege- und Stiegenbau aktiv mit und halfen beim Aufforsten. Es sind auch Brutstätten von Vögeln bewacht worden.

 

Im Laufe der Jahre kam man mehr vom Bergsteigen zum Wandern. Das lag vor allem daran, dass die Hauptakteure immer älter wurden und nur wenige junge Mitglieder zur Sektion stießen. Im Namen der BSG wurden einige Jahre lang öffentliche Wandertouren angeboten. Als mittelschwer eingestuft, gab es zum Beispiel im Oktober 1988 eine Wanderung unter Führung von Heinz Tennert von Rathen über 25 Kilometer nach Bad Schandau.

 

Noch im Dezember 1989 wurde in Hohnstein der Sächsische Bergsteigerbund wieder gegründet. Sofort traten viele ehemalige und neue Bergfreund dem Bund bei. Eine weitere, nun zusätzliche Mitgliedschaft der Sektion einer BSG war nicht mehr nötig, um organisiert Klettersport zu betreiben. Ein Großteil der Sektion Bergsteigen unseres Vereins ging diesen Weg und trat bis Ende 1991 aus dem Verein aus. Kurze Zeit später löste sich die Sektion auf.

 

Der letzte Leiter der Sektion war Reiner Schmidt.

Vereinsmitglied unter anderem waren:

Günther Fruhnert, Siglinde Fruhnert, Bernd Fruhnert, Günther Gommlich, Heinz Tennert, Heinz Kretzschmar, Liselotte Kretzschmar, Erhard Jajschik, Renate Jajschik, Günter Rülke, Edda Rülke, Reiner Schmidt, Helga Tennert

 

 

Zusammengetragen von Sven Lehmann